Ist es sinnvoll, in Rohstoffe zu investieren?
Michael Scherling am 15. Januar 2011
2007 waren die Zeitungsartikel voll von Empfehlungen für Rohstoffinvestments und seit Mitte 2010 wiederholt sich dieser Effekt. Wie immer berichten die Medien von den Investments, die am stärksten gestiegen (oder gefallen) sind.
Was sind die wesentlichsten Argumente für diese Veranlagungsart?
- Rohstoffe sind Sachwerte und schützen vor Inflation
- Rohstoffe entwicklen sich nicht wie andere Anlageklassen (Aktien, Anleihen) und verbessern daher die Streuung
- Rohstoffe werden weiter im Preis steigen, weil die Weltbevölkerung wächst und der Wohlstandsgewinn v.a. in Asien enorme Mengen an Rohstoffen benötigt
Tatsächlich ist die Lage so:
- 5% der Erdkruste besteht aus Eisen, ein Mangel ist nicht erkennbar. Durch neue Technologien ist Gas in Unmengen verfügbar, die USA sind inzwischen wieder Selbstversorger. Gas und Erz sind aber durchaus prominent in Rohstoffindices vertreten.
- Breit gestreute Aktienfonds investieren ohnehin bis zu 50% in Rohstoffaktien, eine noch stärkere Gewichtung ist nur für Spekulanten empfehlenswert.
- Rohstoffe werfen keine Zinsen ab, im Gegenteil: es entstehen erhebliche Spesen.
- In den letzten 50 Jahren waren die Erträge der Rohstoffinvestments nur so hoch wie die von Anleihen, aber mit viel höheren Schwankungen (also Risiko).
- Wirklich erstaunt bin ich, wenn ich in Fachmedien immer noch das Argument der Streuung (2. oben) lese: Im Jahr 2008 sind Rohstoffe genauso stark gefallen wie Aktien, ein Schutz des Portfolios durch “Diversifikation” war nicht gegeben.
- Unter ethischen Gesichtspunkten haben OECD und Weltbank eine gemeinsame Ansicht: Nicht die bösen Spekulanten sind schuld an überschiessenden Nahrungsmittelpreisen. Sie spielen sogar eine positive Rolle, weil Erzeuger ihre Ware vor der Ernte zu fixen Preisen verkaufen möchten. Ohne Spekulanten (z.B. Hedgefonds) geht das nicht.
- Die Weltbank sieht allerdings uns Privatanleger als die wirklich “Bösen” an, weil durch unsere Investments zu viel Geld in die engen Märkte drängt. Dadurch steigen die Preise.
Der Gedanke, daß auch nur ein Mensch verhungern muss, weil ich Geld in Grundnahrungsmittel investiere, ist mir unerträglich.
Fazit: Es gibt viele tolle Investments, Rohstoffveranlagungen gehören nicht dazu!