Werden wir unseren Wohlstand halten können?
Michael Scherling am 26. April 2011
Um diese Frage beantworten zu können, muss man zuerst erkennen woher Wohlstand kommt.
Nicht vom Staat, das war auch schon vor dem Zusammenbruch des Kommunismus klar. Staatlich geführte Unternehmen gehören zu den wohlstandsvernichtenden Elementen einer Gesellschaft. Warum? Weil Politiker (die ja entweder selbst über die Firmen bestimmen oder ihre Parteifreunde in die Unternehmensführung hieven) keine Ahnung haben, wie Wirtschaft funktioniert. Die verstaatlichte Industrie in den 80ern ist ein gutes Beispiel: Viele Milliarden mussten aufgewendet werden, um einen Konkurs zu vermeiden. Seit der Privatisierung sichert z.B. die VOEST tausenden Familien ein gutes Einkommen und schafft damit Wohlstand. Auch die AUA, bei der jede Volksabstimmung gegen eine Privatisierung ausgegangen wäre, hat uns durch die Misswirtschaft der Politiker Millionen gekostet und Wohlstand vernichtet. Letztlich wurde die AUA an die Lufthansa verschenkt, um nicht vor dem Konkursrichter zu landen.
Eine positive Rolle spielt der Staat in der Umverteilung von Wohlstand und in Bereichen wie Justiz, Bildung etc.
Wie kommt es nun zu mehr Wohlstand?
Der Hauptgrund ist Produktivitätssteigerung! Wurde ein Fahrrad früher in einer Woche zusammengeschraubt, braucht man heute einen Tag. Neue Erfindungen wie Strom, Telefon, Maschinen, neue Medikamente, Computer, Internet etc. spielen eine grosse Rolle.
Nachdem nicht davon auszugehen ist, daß der Menschheit die Erfindungen und Verbesserungen ausgehen, ist diese Art der Wohlstandssteigerung weiterhin gewährleistet.
Allerdings gibt es noch einen anderen Effekt: Demographie! Schrumpft nämlich die Bevölkerung, sinken die Steuereinnahmen, die Kosten für U‑Bahn, Autobahn etc. steigen pro Kopf und die Alterung der Einwohner führt zu höheren Gesundheits- und Pensionsausgaben.
Zum Glück wird die Anzahl der Österreicher noch viele Jahre nicht sinken. In 20 – 30 Jahren könnte es gefährlich werden.
Zwei weitere Einfüsse sind allerdings schon jetzt bedrohlich:
- Das europäische Zeitalter ist vorbei: vor allem die Chinesen haben das Potential, Waren zu einem besseren Preis/Leistungsverhältnis herzustellen. Ohne die Erträge unserer Exporte wird es schwierig, unseren Wohlstand weiter zu steigern.
- Im Schnitt werden wir fauler! Wozu auch mehr arbeiten? Der dritte Fernseher hat wenig Zusatznutzen. Für Posten mit unattraktiven Arbeitskonditionen finden sich keine Österreicher mehr. Ein Jugendfreund von mir ist mit 40 bei der Post in Pension gegangen, weil ihm das Knie wehtat. Rasenmähen konnte er allerdings.
Neben einer zum Glück immer noch vorhandenen kleinen Schicht von österreichischen Leistungsträgern haben wir zu viele wohlstandsverwahrloste Besitzer wohlerworbener Rechte!
Osteuropäische Putzfrauen arbeiten oft neben einem 40-Stunden-Job noch 20 Stunden privat. Es gibt etwa 5 Milliarden Menschen, die zu jedem Preis bereit sind, eine Verbesserung ihrer Lebenssituation zu erreichen. Sie werden es auch schaffen.
Fazit: Nachdem wir offensichtlich nicht bereit sind, für mehr Wohlstand auch mehr Einsatz zu zeigen, ist der mögliche Wohlstandszuwachs begrenzt. Es wird uns zwar gelingen, das Niveau zu halten, aber die Glücksforschung zeigt, daß wir nicht glücklich mit Stagnation sind. Also: Freuen wir uns über das Erreichte und blicken mit Bescheidenheit in die Zukunft!