Eine Bank, der man vertrauen kann?
Michael Scherling am 29. Juni 2011
Ja, es gibt sie! Allerdings ist es eine, mit der man als Privatkunde nicht in Kontakt treten kann: die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).
Sie verfügt über Daten aller wesentlichen Banken der Welt und hat schon vor der Finanzkrise auf sämtliche Ungleichgewichte hingewiesen. Auch Mitte 2010 hat sie die Entwicklungen bis heute sehr gut analysiert und gute Prognosen abgegeben. Die allgemein bekannten Banken schaffen das selten, weil sie entweder zu kurzfristig denken oder Geschäftsinteressen hinter den Prognosen stehen.
Was sagt die BIZ nun aktuell?
- Die Haushaltsdefizite waren in Friedenszeiten noch nie so hoch. Öffentliche und private Finanzen müssen konsolidiert werden, bevor die großen Belastungen durch die alternde Bevölkerung und nicht finanzierbare Sozialleistungen spürbar werden. Zusätzlich ist finanzieller Spielraum nötig, um in künftigen Krisen/Naturkatastrophen reagieren zu können.
- Ungleichgewichte im Welthandel: Deutschland und China exportieren und die USA konsumieren. Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann diese Entwicklung korrigiert wird. Die größte Gefahr ist eine unkontrollierte Abwertung des Dollars, die schreckliche Folgen für die Weltwirtschaft hätte.
- China sollte die Währung aufwerten und die USA Zinsen und Steuern erhöhen und weniger konsumieren (was leider nur geht, wenn die wirtschaftliche Erholung stark genug ist). Das Modell des schuldenfinanzierten Wachstums muss aufgegeben werden – nur dann kann die Weltwirtschaft wieder ins Gleichgewicht kommen. In vielen Ländern werden immer noch die Sparer bestraft und die Kreditnehmer belohnt (z.B. durch Steuerabsetzbarkeit der Kredite).
Nahrungs- und Rohstoffpreise könnten auf erhöhtem Niveau verharren oder sogar steigen, wenn das globale Wirtschaftswachstum hoch bleibt. - Inflation: Die grossen von den Zentralbanken geschaffenen Geldmengen lösen keine Inflation aus!!! Entschuldung auch durch überraschende Inflation funktioniert nicht. Dennoch ist wegen steigender Löhne und hoher Rohstoffpreise ein Inflationsanstieg v.a. in den aufstrebenden Ländern Asiens und Südamerikas (Emerging Markets) zu befürchten.
Stark anschwellende Kapitalströme in diese Emerging Markets können zu Spekulationsblasen führen (z.B. Immobilienpreise, ansteigende Verschuldung der Haushalte). - Zu niedrige Zinsen bedrohen die Preisstabilität und begünstigen Risiken. Tiefe Zinsen können zu einer Verzögerung des Schuldenabbaus führen (Politiker haben weniger Spardruck). Langsame Zinserhöhungen werden erwartet.
Die BIZ deckt auch grausliche Dinge auf: Die Geldflüsse von US-Dollar in Richtung karibische Steuerparadiese sind höher als die von Dollar zu Euro und Pfund zusammen!!! Zwischen Euro und der Karibik gibt es kaum Verflechtungen.
Einige postitive BIZ-Analysen möchte ich Ihnen aber auch nicht vorenthalten:
- Die Bilanzen der Finanzinstitute haben sich weiter verbessert (so haben etwa die US-Banken 300 Milliarden Dollar zusätzliches Eigenkapital aufgebaut)
- Das Risiko ist geringer geworden, dass Sparmaßnahmen das Wirtschaftswachstum abwürgen.
- Die Weltwirtschaft ist auf dem Weg zu gesundem, stabilem und selbsttragendem Wachstum.
Fazit: Den USA und Europa stehen viele wachstumsschwache Jahre bevor, weil die Schulden zu hoch sind. Die Welt wird deshalb aber nicht untergehen. Bitte wählen Sie keine Politiker, die sich aus populistischen Gründen gegen sinnvolle Sparmassnahmen wenden!