Die verrückten Franzosen
Michael Scherling am 31. August 2012
Schon unter Sarkozy waren die Franzosen nicht für Reformen und Sparsamkeit bekannt, sondern vielmehr für die Förderung des Gelddruckens durch die Europäische Zentralbank und das Verschieben (v.a. deutscher) Gelder nach Griechenland. Kein Wunder: ohne diese Hilfen wären wohl mehrere französische Banken zusammengebrochen, die zu viele Kredite an die Hellenen vergeben hatten.
Was aber jetzt im Gange ist, kann nur als “verrückt” bezeichnet werden, vor allem aber ist es gefährlich für den gesamten Euro-Raum.
Zählt man die Schulden von Unternehmen, Banken, Staat und den Privaten zusammen, hat Frankreich schon jetzt weit höhere Verbindlichkeiten als Italien. Während in Portugal, Spanien und Italien die ersten Reformmaßnahmen bereits zu wirken beginnen, geht in Frankreich alles in die falsche Richtung.
Präsident Hollande hat gleich nach Amtsantritt das Verringern der Schulden verschoben. Das Kündigungsrecht wurde verschärft, was wie im August-Artikel beschrieben zu höherer Arbeitslosigkeit, niedrigeren Staatseinnahmen und weniger Wirtschaftswachstum führt.
Fassungslos macht, dass das Renteneintrittsalter von 62 auf 60 vorverlegt wurde. Das führt längerfristig in den sicheren Staatsbankrott und lässt die junge Generation noch chancenloser werden.
Inzwischen verschlechtern sich fast alle ökonomischen Zahlen in Frankreich. Das erklärt auch, warum Hollande so dringend Eurobonds haben will, die von uns allen bezahlt werden: Wenn sich nichts ändert, ist Frankreich nämlich das nächste Griechenland!
Warum ist das für uns gefährlich?
- Frankreich hat gemeinsam mit den Mittelmeerländern eine Mehrheit in der Europäischen Zentralbank und kann hier Übles anrichten.
- Frankreich ist zu groß, um aufgefangen zu werden: ohne Änderung des aktuellen Kurses ist es mit dem Euro in der derzeitigen Form vorbei.
Fazit: Kommt es in Frankreich nicht zu einem radikalen Kurswechsel, der unter den Sozialisten schwer vorstellbar ist, müssen wir uns ernsthafte Sorgen um unser Vermögen machen. Ein Zusammenbruch steht zwar nicht unmittelbar bevor, weil die Europäische Zentralbank diesen einige Zeit aufhalten kann. Dennoch ist es nötig, die Lage in Frankreich genau zu beobachten.