Wie werden sich die Zinsen entwickeln?
Michael Scherling am 1. Oktober 2012
Für jeden von uns spielen Zinsen eine große Rolle, sei es als Spar- oder als Kreditzins. Es lohnt sich also, dieser Frage nachzugehen. Erfreulicherweise ist eine Prognose so einfach wie noch nie.
Wir befinden uns mitten in einer Phase der Entschuldung. Staaten und private Haushalte haben in den letzten Jahrzehnten zu viele Kredite aufgenommen und müssen diese, weil sie kein neues Geld mehr zu leistbaren Konditionen bekommen, reduzieren. Genau das ist ja der Grund für die aktuelle Krise.
In diesem Umfeld bleibt der Europäischen Zentralbank nichts übrig, als die Zinsen ganz tief zu belassen. Ansonsten wären Staatsbankrotte unvermeidlich und ein Zusammenbruch des Euro sehr wahrscheinlich. Die Frage ist also nicht, ob die Zinsen tief bleiben, sondern nur wie lange!
Auch diese Antwort ist grundsätzlich einfach zu geben: Bis die wesentlichsten Symptome der Schuldenkrise überwunden sind!
Was hat das nun für Auswirkungen?
1. Sie müssen sich damit abfinden, auf Sparbüchern, Bausparverträgen etc. weiterhin einen sehr niedrigen Ertrag zu bekommen. Nach Abzug von Inflation und Steuern wird die Verzinsung negativ bleiben, Sie verlieren also laufend Geld, weil die Kaufkraft Ihres Vermögens reduziert wird.
2. Als Kreditnehmer dürfen Sie sich freuen: wenn Sie ein variabel verzinsten Darlehen haben, werden Sie noch einige Zeit lang nur 1 – 2% bezahlen. So nebenbei: Kredite sind ein guter Inflationsschutz — derzeit haben Sie die Möglichkeit, einen Fixzins um etwa 3,5% auf 10 Jahre gesichert zu bekommen. Sollte die Inflation auf 5% steigen, sinkt Ihr Schuldenstand auch ohne Tilgung jährlich um 1,5%.
Die Kernfrage ist aber, wann die Zinsen wieder steigen. In den nächsten 3 Jahren ist das aus den obigen Gründen beinahe auszuschließen. Ob wir wie in Japan eine jahrzehntelange Niedrigzinsphase bekommen, ist noch nicht klar zu beantworten. Sollte sich die Situation in Europa z.B. nach 5 Jahren wieder normalisieren, das Wirtschaftswachstum anziehen und große Erfolge in der Schuldenbekämpfung erzielt worden sein, muss die Europäische Zentralbank die Geldmenge reduzieren, um nicht hohe Inflationsraten zu provozieren. Das tut sie unter anderem, indem sie die Zinsen anhebt.
Fazit: Noch gibt es keinerlei Anzeichen für Zinserhöhungen. Sobald diese erkennbar werden, informiere ich Sie schnellstmöglich, weil es massive Auswirkungen auf Kredite, Geldanlagen und Pensionen gibt!