Ausblick 2013
Michael Scherling am 2. Januar 2013
Der 2.Jänner eignet sich wunderbar, um ökonomische Prognosen für dieses Jahr zu erstellen.
Beginnen wir mit den Bereichen, die aus meiner Sicht sicher sind:
1. Spar- und Kreditzinsen bleiben tief. Hier fällt mir nicht einmal ein Szenario ein, das zu einer anderen Entwicklung führen könnte. Die Entschuldung Europas funktioniert nur mit dem aktuellen Zinsniveau, es ist alternativlos.
2. Die Inflation bleibt tief. Auch hier existiert kein Mechanismus, der 2013 zu hohen Raten führen könnte. Wie schon mehrfach beschrieben ist zwar die Geldmenge, die zwischen den Banken und der Zentralbank bzw. den Staaten im Umlauf ist, stark gestiegen, die im Wirtschaftskreislauf befindliche Geldmenge ist aber konstant. Erst wenn wieder massiv mehr Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben werden, droht Inflation. Davon sind wir sehr weit entfernt!
Die zweite Kategorie umfasst Prognosen mit immer noch hoher Eintrittswahrscheinlichkeit:
3. Es wird weiterhin keine Lösung für Griechenland geben. Auf Drängen der EU-Partner kam es zu Sparmaßnahmen, aber die Voraussetzungen für Wachstum wurden nicht geschaffen. Leider haben auch die europäischen Gläubiger der Hellenen nicht darauf bestanden, dass Reformen in Bereichen wie Bürokratie, Gesundheitswesen, Steuer- und Pensionssystem umgesetzt werden. Ohne Wachstum ist ein Entkommen aus der Schuldenspirale unmöglich.
4. Die Immobilienpreise in Österreich steigen 2013 kaum noch. Seit 2008 sind die Anleger massiv in Immobilien geflohen, was verstärkt durch niedrige Zinsen bei der Kreditaufnahme jährliche Preissteigerungen von über 5% ermöglicht hat. Wer aber hat jetzt noch Kapital und kauft zu den hohen Preisen? Die ersten Anleger werden Gewinne von fast 50% realisieren und verkaufen. Ein Preiseinbruch am österreichischen Immobilienmarkt ist allerdings nicht vorstellbar.
Kategorie 3 ist für Prognosen, deren Eintritt zwar fast sicher ist, durch Zentralbanken und Politiker aber verschoben werden kann:
5. Frankreich rückt in den Mittelpunkt der europäischen Schuldenkrise. Während Irland, Italien und Spanien Fortschritte machen, glauben die Franzosen immer noch nicht nur, dass sie die Chefs in Europa sind, sondern auch dass sie es nicht nötig haben, Reformen umzusetzen. Die Gesamtschulden sind höher als die der Italiener, der Staatsapparat gigantisch und unfinanzierbar und alle Defizite vergrößern sich. Zentralbank und Politik werden die Auswirkungen der Frankreich-Krise zumindest im Jahr 2013 aber noch in Grenzen halten können.
6. Den USA steht ein sehr hartes Jahr bevor. Bisher wurden die Altlasten durch neue Schulden zugedeckt, aber 2013 ist Zahltag. Die anstehenden Sparmaßnahmen werden kaum Wachstum erlauben. In diesem Zusammenhang ist erstaunlich, dass die Aktienmärkte rund 30% teurer sind als in Europa.
Fazit: Frohes neues Jahr!!!