Das Kernproblem Europas
Michael Scherling am 12. April 2013
Die Volkswirtschaften in Spanien, Griechenland und auch Österreich hängen sehr stark vom Erfolg kleiner und mittlerer Unternehmen ab. Diese sichern den Großteil der Arbeitsplätze und des Wirtschaftswachstums und sorgen so für Wohlstand. Gerade sie leiden aber ganz besonders unter der schlechten Situation der Banken.
Großunternehmen hingegen profitieren von den Niedrigzinsen: früher zahlten Siemens und Co. 6%, wenn sie Anleihen zur Finanzierung neuer Vorhaben ausgaben. Heute sind es 2%. Kein Wunder also wenn deren Aktienkurse steigen.
Kleineren Firmen steht dieser Weg nicht offen, er ist zu teuer und es gibt zu wenige Käufer solcher Anleihen. Sie sind auf Bankkredite angewiesen. Dummerweise leiden die Kreditinstitute aber selbst an verschiedensten Problemen und sind nicht in der Lage, ausreichend Darlehen zu vergeben.
Ein spanischer Unternehmer, der eine wunderbaren Idee oder Erfindung hat und damit für neue Arbeitsplätze und Wachstum sorgen könnte, kommt nicht an das Geld, das er für den Start braucht oder zahlt 15% Zinsen. Somit steckt das ganze Land in der Falle. Dies trifft für fast alle Krisenstaaten zu.
Warum haben die USA dieses Problem nicht in diesem Ausmaß? Weil es dort auch für mittelgroße Firmen möglich ist, Anleihen zu begeben. Es gibt auch Käufer dafür. In Europa nicht.
Warum vergibt die Europäische Zentralbank (EZB) keine Kredite? Leider ist sie dazu nicht in der Lage. Sie hat weder die Kompetenz, noch das Wissen oder ausreichendes Personal für so eine Mammutaufgabe, die ja die Kernkompetenz der regionalen Banken ist.
Trotzdem sollte die EZB aktiv werden. Bisher hat sie den Banken angeboten, auch Kredite an kleinere Firmen als Sicherheiten zu akzeptieren. Damit erhalten die Banken im Gegenzug frisches Geld von der Zentralbank, wenn sie es an Klein- und Mittelbetriebe vergeben. Das war aber nur in wenigen Ländern erfolgreich. EZB-Präsident Draghi hat angekündigt, solche Programme effizienter zu gestalten. Es ist wichtig, dass hier etwas geschieht.
Fazit: Die Europäische Zentralbank hat das Problem der Unterversorgung der kleinen und mittleren Firmen mit Krediten erkannt, hat aber keine schnelle Lösung dafür. Wird eine solche gefunden, ist der Grundstein für die Erholung der Eurozone gelegt, weil wieder Wachstum und Arbeitsplätze entstehen.