Gold!
Michael Scherling am 26. Juli 2013
Nachdem ich den Artikel zum Thema Gold im Februar 2011 veröffentlicht hatte (http://www.deroekonom.at/2011/02/wie-lange-steigt-der-goldpreis-noch/), wurde ich von Fans des gelben Metalls vielfach kritisiert.
Bei einem Vortrag kurz darauf erklärte ich anhand einer Folie mit der Entwicklung des Goldpreises der letzten 100 Jahre, dass Gold definitiv kein Inflationsschutz ist (25 Jahre lang Preisverfall bei gleichzeitig hoher Inflation!). Damit erzeugte ich bei mehreren Teilnehmern derart starke kognitive Dissonanzen, dass sie versuchten, den Rest des Vortrages zu stören. Im Publikum waren nur Akademiker…
Seit September 2011 ist der Preis nun von 1.900 auf ein Tief von 1.200 (Juni) gefallen, also fast minus 40%.
Was ist nun wirklich los mit dem glänzenden Edelmetall?
Klar ist, dass der Goldpreis nur wegen der weltweit aktiven Spekulanten bis auf 1.900 gestiegen ist. Die großen Käufer von Gold waren Investmentbanken und Hedge Funds. Gerade die Menschen, die ihre Wertpapiere im Glauben verkauft hatten, der “bösen Finanzindustrie” zu entkommen, wurden somit selbst aktive Teilnehmer einer riesigen Spekulationsblase.
Es gibt nämlich 2 Arten von Goldkäufern:
1. Langfristanleger: darunter fallen nicht nur viele private Gold-Fans, sondern auch einige wichtige Zentralbanken wie etwa die aus China.
2. Spekulanten: nicht nur die Investmentbanken und die anderen üblichen Verdächtigen sind hier zu erwähnen, sondern viele andere (auch Privatanleger), die auf immer steigende Preise gehofft und viel Geld in Wertpapiere mit physisch hinterlegtem Gold investiert hatten.
Die zweite Gruppe hat nun (zum Teil panikartig) Bestände verkauft und so den Preis nach unten getrieben. Der Grund dafür ist nicht, dass alle Krisen vorbei sind, sondern genau der, den ich 2011 beschrieben hatte: die Anleihezinsen sind gestiegen und die Inflation zurückgegangen. Dadurch lohnen sich andere (im Gegensatz zu Gold zinsbringende) Anlagen wieder etwas mehr (steigender Realzins).
Der einfache ökonimsche Zusammenhang: Bei florierender Wirtschaft werden die Zinsen erhöht, um nicht einen durch Niedrigzinsen verursachten Kreditboom auszulösen. Die Aussichten auf stärkeres Wirtschaftswachstum in den USA (siehe Artikel vom Juni) haben die Erwartungen auf höhere Sparbuchzinsen verstärkt und Gold uninteressanter gemacht.
Wie wird es nun weitergehen?
Niemand weiß genau, wo der Goldpreis sein Tief finden wird oder ob er es schon gefunden hat. Auf Sicht von mehreren Jahren sind die Aussichten aber nach dieser Stabilisierungsphase nicht so schlecht.
Einige Argumente für steigende Notierungen bestehen weiter:
1. Die erste Gruppe der Langfristanleger kauft weiterhin Gold und freut sich über niedrige Preise.
2. Das meiste Edelmetall ist nun nicht mehr in “zittrigen Händen” der Spekulanten, sondern in Tresoren der wirklichen Gold-Fans, die grundsätzlich nicht verkaufen, so lange sie genug zu Essen haben.
3. Die Schuldenkrise ist noch lange nicht vorbei: Japan wird noch implodieren und sowohl USA als auch Europa müssen über viele Jahre Schulden abbauen, was immer wieder für Unruhe sorgen wird.
Fazit: Überraschung: ich halte es für sinnvoll, zum aktuelles Preis etwa 5% des Vermögens in Gold zu investieren. Es gibt allerdings auch 2 tolle deutsche Vermögensverwalter, die Goldbestände halten, gleichzeitig aber für eine breite Streuung und mehr Sicherheit sorgen und schneller auf neue Ereignisse reagieren können. Wer einen guten Berater zu diesem Thema sucht, ich kenne mehrere — bitte kurze Mail an michael.scherling@deroekonom.at