Wird es in Zukunft noch Wachstum geben?
Michael Scherling am 15. Januar 2014
Diese Frage wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gestellt und alle die, die ein Ende des Wachstums prognostiziert hatten, lagen falsch. Ist es diesmal anders?
Woher kommen Wachstum und Wohlstandszuwachs?
1. Von Produktivitätssteigerungen, also Innovationen, Erfindungen und Verbesserungen: zweifellos haben Maschinen, Autos, Flugzeuge und Computer die Produktivität und damit unseren Wohlstand erhöht. Wir können heute Produkte schneller und besser herstellen, müssen die Wäsche nicht mehr mit der Hand waschen und auch nicht mit dem Speer Wildschweine jagen.
2. Von einer steigenden Anzahl an Menschen: die Erklärung ist einfach: gäbe es in Österreich nur 100.000 Einwohner, könnte weder ein Straßennetz gebaut werden, noch eine Universität und die Firmen würden weniger Gewinn machen, weil sie weniger verkaufen könnten.
Dummerweise werden die Wohlstandsgewinne durch Produktivitätssteigerungen immer geringer — Facebook macht maximal die Eigentümer reicher, sonst aber niemanden. Selbst die Erfindung des Smartphones bringt deutlich weniger als die des Autos.
Zusätzlich liegen die beiden großen Wellen des Anstiegs der Erwerbsbevölkerung hinter uns. Für die erste waren die Babyboomer verantwortlich, für die zweite die Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt.
Ein weiterer Treiber für Wachstum war das Kreditwesen: durch zunehmende Verschuldung wurden “künstliche” Wohlstandsgewinne geschaffen, die einige Jahrzehnte anhielten.
Alle diese Quellen sind versiegt. Werden wir in Stagnation versinken? Was können wir tun?
Österreich ist ja im Vergleich zu Südeuropa und auch anderen Ländern ein Vorzeigeland. So lange aber sogar bei uns der Rechnungshof 599 Verbesserungsansätze findet, sollten wir nicht in Depression verfallen, sondern lieber reformorientierte Parteien wählen.
Auch die Emerging Markets, die aufstrebenden Länder dieser Welt, werden noch viele Jahre zum einen steigende Bevölkerungszahlen aufweisen, zum anderen ihre Produktivität enorm erhöhen können. Auf globaler Ebene gibt es also genügend Wachstumspotential, von dem auch wir profitieren können (z.B. durch den Kauf von Nestle-Aktien, einer Firma, die in diesen Ländern den Gewinnzuwachs generiert).
Fazit: wir werden uns sicherlich auf geringere Wachstumsraten einstellen müssen, es gibt aber immer genügend Verbesserungsmöglichkeiten. Menschen streben ständig nach “mehr” — vielleicht stehen uns in den nächsten Jahren Erfindungen bevor, die wir uns noch gar nicht vorstellen können …