Kommt die Inflation nun doch?
Michael Scherling am 22. September 2014
In den Jahren 2008 bis 2012 war ich ziemlich alleine mit der Vorhersage niedriger Inflationsraten.
http://www.deroekonom.at/2011/02/wird-es-in-osterreich-zu-hohen-inflationsraten-kommen/
Sogar “Die Presse” mit einem sehr kompetenten Chefredakteur machte mit. Aktuell ist es umgekehrt und die Medien überbieten sich mit Deflationsprognosen.
Dabei gibt es erste Anzeichen, dass die Zeiten stagnierender Preise zu Ende sind — allerdings nur in den USA. Hier ist die Arbeitslosigkeit von 10% auf 6% gefallen. Zusätzlich gehen die starken Geburtenjahrgänge verstärkt in Pension und ein Facharbeiterkräftemangel etabliert sich. Die Folge: Arbeitnehmer können wieder höhere Löhne verlangen. In den letzten Jahrzehnten gab es bei Erreichen der 6%-Schwelle immer stärkere Lohnanstiege.
Diese sehr positive Entwicklung ist der Ausgangspunkt für Inflation: Wegen höherer Lohnkosten müssen die Unternehmen die Preise erhöhen, weshalb im nächsten Jahr die Lohnforderungen ansteigen. Ein Kreislauf beginnt.
In der Folge sind ab 2015/2016 steigende Inflationsraten und Zinsen zu erwarten.
Das gilt aber nur für die USA, in Europa sinkt zwar das Arbeitskräfteangebot ebenfalls, speziell Deutschland klagt über Facharbeitermangel. Dennoch sind die Erholungstendenzen zu schwach, um Inflation auszulösen.
Aber: Eine aktuelle Statistik zeigt, dass der Anteil der Banken, die wachsende Kreditnachfrage erkennen, so hoch ist wie seit 2007 nicht mehr. Zusätzlich lockern die Banken die Kreditvergabestandards auf breiter Basis. Erste, aber deutliche Zeichen, dass die von den Zentralbanken geschaffenen Gelder auch in der Wirtschaft ankommen.
Fazit: In den USA scheinen steigende Inflationsraten unausweichlich, in Europa wird man wohl noch 2 Jahre in der Zeitung mehr von Deflation als von Inflation lesen.