Kommt jetzt doch die Rezession?
Michael Scherling am 5. November 2014
Kaum hatten wir uns an eine Art von wirtschaftlicher “Normalisierung” im ersten Halbjahr dieses Jahres gewöhnt, sind die Medien-Schlagzeilen schon wieder voll von Befürchtungen zu Rezession, Deflation und Krisen ganz generell.
Was ist davon zu halten?
Nun, wahr ist natürlich dass in vielen Bereichen nichts weitergegangen ist: Die französischen Politiker häufen weiter Schulden an und reformieren nicht, die deutschen freuen sich, dass die Rente mit 63 (statt 67) bei den kurzsichtigen Wählern so gut ankommt (obwohl bereits Fachkräfte fehlen und die Deutschen die schlechtesten demografischen Voraussetzungen Europas haben) und in Österreich wurde wieder einmal festgestellt dass ein Sozialversicherungssystem mit 22 unterschiedlichen Varianten ideal ist (die Herrschaften sollte einmal jemand fragen ob sie bei Neueinführung einer Sozialversicherung auch 22 Formen schaffen würden).
Einige ökonomische Daten zeugen zusätzlich von einer rückläufigen Dynamik (Einkaufsmanagerindex etc.). Manche Börsen haben 10 – 15% verloren (der Grossteil ist allerdings schon wieder aufgeholt).
Übersehen wird dabei Folgendes:
1. Medien leben von Negativschlagzeilen (Negatives wird ja von unserem Hirn 3 mal so stark wahrgenommen wie Positives). Übertreibungen sind also systembedingt.
2. Der Ölpreis ist um rund 25% gesunken
3. Die Zinsen sind weiter rekordtief
Spannend ist die historische Betrachtung der letzten beiden Punkte: Rezessionen wurden in der Vergangenheit so gut wie immer entweder von steigenden Zinsen (zur Inflationsbekämpfung von den Zentralbanken gewollt) oder durch stark steigende Ölpreise/Rohstoffpreise ausgelöst (2008: Ölpreis 140$ im Vergleich zu 80$ derzeit).
Wir haben im Moment eine Kombination von Niedrigst-Zinsen und sehr tiefen Rohstoffpreisen. Diese Konstellation macht einen wirklichen Wirtschaftseinbruch fast unmöglich.
Fazit: Genießen Sie den Herbst und fürchten Sie sich nicht vor einer Rezession!