Bleibt der Ölpreis so tief?
Michael Scherling am 20. Februar 2015
Kaum jemand hatte 2014 gedacht, dass der Ölpreis so stark fällt. Viele rechnen aktuell damit, dass der Rückgang nur vorübergehend ist. Aus analytischer Sicht schaut es aber nicht so aus.
Im Wesentlichen war das “schwarze Gold” nur deshalb ein so knappes Gut, weil China den Verbrauch jedes Jahr deutlich erhöhte. Durch die Umorientierung der Chinesen auf weniger Bau- und Infrastrukturmaßnahmen und verstärkte Förderung des inländischen Konsums sinken die Zuwachsraten. Auch in Zukunft wird China weniger stark wachsen und damit ebenso der Ölverbrauch.
Zusätzlich verbraucht Europa immer geringere Mengen an Öl, da die Wirtschaft kaum wächst und Energiesparmaßnahmen wirken.
Aber nicht nur die Nachfrage steigt weniger stark, auch das Angebot ist weniger knapp als noch vor wenigen Jahren. Durch neue Fördermethoden in den USA sind die Amerikaner in kürzester Zeit zum größten Ölproduzenten der Welt geworden.
Die Saudis hätten gerne höhere Preise und hoffen, dass viele Produzenten in Nordamerika durch die tiefen Ölnotierungen in Konkurs gehen. Damit könnten die Notierungen für Öl wieder steigen.
Selbstverständlich werden einige Förderer in die Pleite getrieben und einzelne Bohrlöcher geschlossen.
Aber: Schätzungen aus der Branche sagen, dass bei Preisen von 50 – 70 Dollar die US-Schieferölindustrie immer noch profitabel arbeiten kann. Sobald diese Grenze überschritten wird, können sehr schnell neue Bohrlöcher aktiviert werden. Dadurch steigt das Angebot und der Preis fällt wieder.
Fazit: Aus derzeitiger Sicht werden wir noch lange so günstig wie jetzt tanken. Speziell Europa und Asien als große Nettoimporteure von Öl werden ökonomisch davon profitieren!