Wenn Schulden zu Luft werden
Michael Scherling am 21. April 2016
Ich hasse Verschwörungstheorien. 9 von 10 erweisen sich als falsch und eine wird durch reinen Zufall wahr.
Heute möchte ich aber selber eine Prognose in die Welt setzen, die von Vielen als Verschwörungstheorie abgetan werden wird.
Bekannt ist ja, dass viele Staaten den “Point of no return” bei der Schuldentragfähigkeit überschritten haben. Kein Ökonom weltweit kann erklären, wie die Staatsschulden jemals zurückgezahlt werden sollen. Die alternden und teilweise schrumpfenden Bevölkerungen von Ländern wie Japan, Italien oder Griechenland können niemals genug Wirtschaftswachstum generieren, um die riesigen Altlasten zu tilgen.
Der Versuch der Zentralbanken, künstlich Inflation zu schaffen und damit die Schuldenlast zu verringern, wird zwar langfristig zum Erfolg führen (ich werde mich bemühen, Sie rechtzeitig vor kommender Geldentwertung zu warnen!), aber auf kurze Sicht hat das überhaupt nicht funktioniert.
Nun gibt es die ersten Gerüchte, wie man sich sehr elegant von Altlasten zu befreien gedenkt. Vorreiter ist wie immer Japan. Relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit kauft die Zentralbank gleich viele Staatsanleihen (=Staatsschulden) auf wie die Regierung jährlich neue Anleihen ausgibt. Die Zentralbank finanziert also jetzt bereits die Ausgaben des japanischen Staates, die nicht durch Einnahmen gedeckt sind (5,5% der Wirtschaftsleistung jährlich).
Der nächste Schritt ist aus meiner Sicht vorprogrammiert: Schon jetzt ist rund ein Drittel der japanischen Staatsschulden in Händen der Zentralbank. Möglicherweise wird dieser Teil bereits heuer für wertlos erklärt (oder umgewandelt in Titel mit ewiger Laufzeit und Zinssatz Null). Ein eleganter Weg, sich von alten Verbindlichkeiten zu trennen.
Die Europäische Zentralbank folgt diesem Vorbild. Es ist also nicht abwegig, dass es auch in Europa zu einer solchen Lösung kommen wird.
Der kleine Nachteil dabei: niemand kann Ihnen sagen, welche Folgen dieser Schritt haben wird. Eine Vertrauenskrise in unser Geldsystem ist nicht auszuschließen.
Eine klare Empfehlung kann ich Ihnen aber geben: investieren Sie in Realwerte, also Immobilien, Aktien und Gold. Leider sind Wohnimmobilien nach dem 50%-Anstieg in Österreich schon zu teuer, andere Segmente wirken aber noch interessant.
Bezüglich Gold möchte ich auf meinen Jänner-Artikel verweisen http://www.deroekonom.at/2016/01/wird-gold-im-jahr-2016-glaenzen/. Die angekündigte Preissteigerung ist bereits eingetreten.
Für 90% der Österreicher sind Aktien nur Spekulationsobjekte. Diese Sicht trifft nur zu, wenn man einzelne Titel kauft. Wer aber weltweit breit gestreut investiert, wird auch in den nächsten 10 Jahren gute Erträge erwirtschaften. Denn: so lange es Menschen gibt, gibt es auch Unternehmen. Aktienfonds schwanken zwar, sind langfristig aber sicherer als Sparbücher und Staatsanleihen. Das wird Ihnen die Generation der 1930er Jahre bestätigen.
Fazit: spannende Zeit kommen auf uns zu. Bereiten Sie sich vor!