Dauerhafte Stagnation?
Michael Scherling am 2. Februar 2017
In der Welt der Ökonomen wird seit einiger Zeit diskutiert, ob es eine sogenannte “Sekuläre Stagnation” gibt. Gemeint ist dauerhaftes Nullwachstum, das folgende Ursachen hat:
+ Es wird zu wenig investiert, weil es kaum lohnende Projekte gibt. Die wesentlichen Erfindungen sind gemacht (Auto, Computer etc.) und neue bringen wenig Produktivitätszuwachs
+ Populistische Politiker bremsen die Wirtschaft (rechte Ideologen wie Trump mit Handelsbarrieren und linke Ideologen wie Hugo Chavez mit Verstaatlichung)
+ Stagnierende Erwerbsbevölkerung in den westlichen Staaten. Deutschland bräuchte 500.000 Zuwanderer jährlich, um die Zahl der Erwerbstätigen nur konstant zu halten.
Allerdings gab es auch vor einigen Jahrzehnten genau die gleiche Diskussion und niemand kann behaupten, dass es in den letzten 50 oder 100 Jahren keine relevanten Neuerungen und Wohlstandssteigerungen gegeben hat.
Bessere Transportmittel, moderne Kommunikation und schnellere und bessere Produktionsweisen haben die Menschheit vorangebracht. Was könnte uns in den nächsten Jahrzehnten weiterbringen?
Zwei Bereichen sind hervorzuheben: Digitalisierung und Robotik. Beides steigert das Wirtschaftswachstum, wobei ersteres kaum messbar ist und im Bruttoinlandsprodukt nicht aufscheint. Ein einfaches Beispiel: Wenn Sie kostenlose Zeitungsinhalte am Computer lesen statt eine Zeitung zu kaufen, sinkt das BIP sogar. Ihr Nutzen steigt aber.
Durch effiziente Sharing-Economy können Autos, Maschinen, Wohnungen usw. von mehr Menschen als bisher verwendet werden. Auch hier sinkt das BIP, weil nicht jeder sich alles selbst kaufen muss. Der Wohlstand für die Betroffenen steigt aber.
Wissenserwerb und Weiterbildung sind zentral für die moderne Wirtschaft, werden aber ebenfalls kaum bei der Messung von Wachstum berücksichtigt.
Fazit: Glauben Sie keinen Stagnationspropheten. Nur weil wir Wachstum und Wohlstandssteigerungen nicht messen können, heißt das noch lange nicht, dass es diese nicht gibt!