Vollgeld oder Fake-Geld?
Michael Scherling am 12. Juni 2017
Über 100.000 Schweizer Bürger sind so unzufrieden mit dem aktuellen Geld-System, dass sie vor Kurzem die “Vollgeld-Initiative” in der Schweiz unterschrieben. Das obwohl der Franken ja als die sicherste Währung der Welt gilt. Ist unser Euro also sowieso nur „Fake-Geld“?
Im Wesentlichen geht es bei der Diskussion darum, wie Geld vermehrt wird.
Man könnte annehmen, dass Banken im Rahmen einer Kreditvergabe nur die Spar-Einlagen ihrer Kunden verleihen. Tun sie aber nicht! Sie schaffen auf Knopfdruck neues Geld, indem sie es dem Kundenkonto gutschreiben. Eine beliebige Vermehrung ist also möglich!
Auch die Zentralbanken bestätigen diese Sicht. Unsere Banken haben also enormen Einfluss auf die Menge des verfügbaren Geldes. Die Vertreter der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ verwiesen schon vor 100 Jahren darauf, dass dieser Zusammenhang der Hauptauslöser für Finanzkrisen ist. Ohne die fast unkontrollierte Kreditvergabe wäre eine Immobilienpreisblase in USA und Spanien erst gar nicht entstanden und damit die Ursache für die Finanzkrise 2008 (genau wie 1929) verschwunden.
Eine sinnvolle Idee müsste also sein, dass Banken 100% der Kredite als Spar-Einlagen halten müssen (=Vollgeld).
Aber: Kreditinstitute haben eine enorm wichtige Funktion: sie vergeben langfristige Gelder (z.B. Hauskredite) und nehmen als Einlage kurzfristige Gelder an (Sparbücher, Konten). Diese „Fristentransformation“ ist die wichtigste volkswirtschaftliche Funktion der Banken.
In einem Vollgeldsystem müssten viele Sparbücher auf 20 Jahre gebunden werden, um einen Hauskredit vergeben zu können. Das ist in der Praxis unmöglich.
Fazit: viele Dinge sind nicht perfekt, aber solange keine Ideal-Lösung in Sicht ist, ist es ist wohl besser, das bestehende Geld-System besser zu machen, als eine radikale Veränderung mit vielen Risiken und Nachteilen in Kauf zu nehmen.