Sind Indexfonds/ETFs besser als aktive Fonds?
Michael Scherling am 24. Januar 2018
Wenn man Geld veranlagen will, stößt man fast automatisch auf Indexfonds/ETFs. Sie sind schneller handelbar, günstiger und bilden einen ganzen Markt ab. In den USA werden bereits 60% aller Anlagen in solche ETFs investiert.
Warum sind nun aktive Fonds schlechter?
- Weil viele Banken, um Geld zu verdienen, Fonds in allen Segmenten auflegen, auch dort wo sie keine Kompetenzen haben. Sie investieren dann so ähnlich wie der Index, haben aber hohe Kosten. Rechnet man diese nutzlosen Banken-Fonds heraus, sind aktive Fonds besser als ETFs/Indexfonds.
Zusätzlich gilt es einige Dinge zu beachten:
- ETFs in Anleihen sind grundsätzlich fragwürdig, weil man automatisch von den größten Schuldnern die meisten Anteile kauft. Bei einem europäischen Anleihe-ETF erwirbt man sehr viele Italienische Staatsanleihen – wer will das schon?
- Passives Investieren gibt es nicht! Jeder Investor muss aktiv aussuchen in welchen ETF er investiert. Europäischen Investoren haben in den letzten 10 Jahren vor allem in den Euro Stoxx 50 investiert, weil er die größten 50 Firmen abbildet. Das war eine sehr schlechte Wahl. Grund: im Index sind zu viele Banken und Versicherungen enthalten. 2007 war das aber kaum einem ETF-Investor bewusst.
Wenn Sie nun wie die meisten Investoren derzeit den Weltaktienindex MSCI World ETF kaufen, bekommen Sie zu fast 60% US-Unternehmen und haben nicht nur ein sehr einseitiges Investment (z.B. ist Asien fast nicht enthalten), sondern wegen des Dollarverfalls in 2017 zeitweise über 10% Währungsverlust.
Für einen professionellen Anleger aus den USA kann es sinnvoll sein, einen ETF auf den S&P 500 zu kaufen, der die 500 größten US-Unternehmen enthält. Tatsächlich schlägt dort kaum ein Fondsmanager den Index. In Märkten wie Asien aber kauft man mit einem Indexfonds vor allem chinesische, halbstaatliche Unternehmen, die auch politische Aufgaben erfüllen müssen und sich sehr schlecht entwickeln.
Riesige Probleme wird es geben, wenn die Märkte nach einigen guten Jahren in Zukunft wieder einmal kräftig fallen. Dann verkaufen viele Investoren – die ETFs können aber nicht wie ein Fondsmanager auf günstige Zeitpunkte warten, sondern müssen sofort und zu jedem Preis verkaufen. Besonders bei kleineren Aktien und noch schlimmer bei Anleihen kann das zu enormen Verlusten führen, die die Verluste des Index übertreffen.
Zu beachten ist auch, dass es ETFs gibt, die synthetisch repliziert sind, also nicht mit realen Aktien hinterlegt sind. Im Konkursfall der Bank kann das zu Problemen führen.
Fazit: ETFs können in Einzelfällen für institutionelle Investoren sinnvoll sein. Als Privatinvestor muss man sich schon exzellent auskennen, um keine Vermögensverluste befürchten zu müssen.