Ökonomie und Ökologie
Michael Scherling am 9. Oktober 2019
Als nachhaltig denkender Ökonom, der in Kürze sein Elektroauto mit selbst erzeugter Photovoltaik-Energie antreiben wird, nur regionale Bioprodukte kauft, keine Fernreisen macht und mit dem Zug ins Büro fährt, schrecke ich mich doch immer wieder, wie sehr die falschen Themen in den Medien diskutiert werden.
Bestes Beispiel: CO2-Steuern: Schweden wird als Vorbild für CO2-Reduktion genannt. In den ersten 18 Jahren nach Einführung der Steuer stiegen die Emissionen aber kräftig weiter. Erst der Einsatz von Biodiesel stoppte den Trend. Dummerweise kommt der Rohstoff dafür (Palmölprodukte!!!) größtenteils aus Malaysia und Indonesien und richtet dort wohl viel mehr Schaden für unser Klima an als die Schweden Vorteile haben.
Der wirksamste Klimaschutz ist Bevölkerungskontrolle. Die im Schnitt 1,5 Geburten pro Frau in Europa führen mittelfristig automatisch zu weniger Menschen und damit weniger CO2. Leider werden Indien mit 2,5 Kindern pro Frau oder Nigeria mit 7 Kindern unseren Planeten enorm belasten.
Verzicht ist Unsinn: so erfreulich die Initiative junger Menschen ist, so naiv sind die Lösungsvorschläge. 90% der CO2-Belastungen kommen nicht aus der EU. Es wäre also sinnvoller, für Bevölkerungskontrolle in Afrika und Asien zu demonstrieren, als für CO2-Reduktion in Österreich.
Vertreiben wir die Produktion mit hohen CO2-Abgaben aus Österreich, vernichten wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern schädigen das Klima: Der ökologische Fußabdruck verdoppelt sich bei Verlagerung ins Ausland. Wir haben die saubersten Industrien weltweit: die chemische Industrie etwa verursacht nur halb so viel Emissionen wir im EU-Schnitt. Für jede zusätzliche Tonne CO2 in Österreich könnten global 1,9 Tonnen CO2 eingespart werden.
Wohlstand ist der beste Klimaschutz: die Menschen, die sich gerade so viel Kohle leisten können, um nicht frieren zu müssen, können sich nicht den “Luxus” leisten, über klimaschonende Alternativen nachzudenken. Wir wohlhabenden Länder können das, sind aber in Europa nur für 10% der Emissionen verantwortlich. Wirtschaftswachstum und die damit verbundene Wohlstandsvermehrung sind die einzige Möglichkeit, den Planeten zu retten.
Technologie ist die Lösung: es gibt bereits Algen, die idealer Kerosinersatz sind (nur die groß-industrielle Produktion dauert noch). Genau wie das Ozonloch durch Technologie geschlossen wurde (Ersatz der Fluorchlorkohlenwasserstoffe), ist auch das Weltklima nur mit modernster Technik zu retten. Ob das die CO2-Einlagerung im Gestein, das Aufforsten der Wälder oder Algentechnologie ist – wir sollten die Milliarden, die wir durch Wirtschaftswachstum generiert haben, in Forschung stecken und den Grün-Populisten Einhalt gebieten.
Buch-Tipp: Paul Hawken, Drawdown Der Plan
Noch eine Ergänzung zur Idee des Verzichts (Quelle: Bert Flossbach, 15.11.2019, www.flossbachvonstorch.at/de/news):
Kann erzwungener Verzicht die Lösung sein?
Abgesehen davon, dass es keine legitimierte und akzeptierte Instanz gibt, die bestimmen kann, was im Einzelfall konkret als unverzichtbar gilt, mag dies für all jene, die weder auf einen Job noch die Segnungen der sozialen Sicherungssysteme angewiesen sind, als gangbarer Weg erscheinen.
Wer aber einen Arbeitsplatz braucht, Leistungen der Krankenkasse in Anspruch nehmen möchte und im Alter auf eine Rente angewiesen ist, wird einen Schrumpfungskurs der Wirtschaft mit aller Härte am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Eine massive Schrumpfkur führt zu Arbeitslosigkeit, implodierenden Steuereinnahmen und – aufgrund der demographischen Entwicklung – zu einem Kollaps der sozialen Sicherungssysteme. Massenarbeitslosigkeit, Armut und harte gesellschaftliche Konflikte wären die Folgen. Auch das Klima würde leiden, denn Klimaschutz wäre dann wohl kaum noch auf der Agenda einer um ihre Existenz kämpfenden Bevölkerung. Die Innovations- und Investitionsdynamik würde erlahmen und damit wären sowohl die ökonomische als auch die ökologische Basis heutiger und zukünftiger Generationen zerstört.
Spätestens dann frisst die Revolution ihre Kinder, und die heute Anklagenden säßen selbst auf der Anklagebank und müssten sich wohl folgenden Vorwurf anhören: „Wohlmeinend habt ihr die Umwelt retten wollen, doch wie konntet ihr nur glauben, dass mit der Abschaffung der SUVs, ein paar Euro Umweltabgabe fürs Fliegen und Lastenrädern für den Stadtverkehr der Klimawandel zu stoppen sei? Warum habt ihr euch konstruktiven Lösungen verweigert, warum die Marktwirtschaft verteufelt und damit unsere ökonomische Zukunft verspielt?“