Schwankungen und Risiko
Michael Scherling am 25. November 2019
Seit eine französische Ex-Politikerin Chefin der Europäischen Zentralbank ist, ist auch klar, dass es in den nächsten Jahren keine Zinserhöhungen geben wird.
Somit werden wir auf Konten und Sparbüchern weiterhin viel Geld verlieren. Bei einer Summe von z.B. 100.000€ verliert man in 10 Jahren durch die Inflation rund 15.000€ an Kaufkraft.
Um dem zu entgehen, muss man das Geld sinnvoll anlegen. Österreicherinnen und Österreicher wollen das allerdings risikolos tun. Es ist daher wichtig, zwischen Risiko und Schwankungen zu unterscheiden:
Vorab: ohne Schwankungen gibt es keinen Ertrag mehr. Das gilt auch, wenn man mit „nur“ 3% Ertrag zufrieden ist.
Risiko bedeutet aus meiner Sicht, dass ein Großteil oder das ganze Geld für
immer weg ist.
Beispiele für Risiko sind Immofinanz-Aktien oder die Wienwert-Anleihen. Spannend dabei: beide Titel hatten lange Zeit fast keine Schwankungen, waren aber immer schon extrem riskant!
Gegenbeispiel dafür ist ein Portfolio aus Aktienfonds oder Aktienindices:
sie schwanken heftig und werden deshalb von der Bevölkerung als „riskant“ wahrgenommen.
Dabei ist es so gut wie ausgeschlossen, dass das Geld langfristig verloren
geht:
So lange es Menschen gibt, wird es auch Unternehmen geben. Wenn ich über breit gestreute Fonds Anteile an z.B. 1.000 Unternehmen (Aktien) habe, ist es belanglos, wenn einzelne Firmen in Konkurs gehen.
Zu beachten ist dann nur noch die Anlagedauer: unter 5 Jahren ist kritisch, da in diesem Zeitraum historische Verluste von 20% und mehr nicht unüblich waren. Bei 20 Jahren Veranlagungsdauer hingegen gab es in den letzten 220 Jahren trotz diverser Kriege und Krisen keine Verluste mit breit gestreuten Aktien.
Bei Anlagen in Bereich 5 – 20 Jahre liegt der „risiko-optimale“ Aktienanteil zwischen 20 und 90%.
Fazit: kaufen Sie Anlagen mit Schwankungen, aber ohne Risiko!
Ökonomie und Ökologie
Michael Scherling am 9. Oktober 2019
Als nachhaltig denkender Ökonom, der in Kürze sein Elektroauto mit selbst erzeugter Photovoltaik-Energie antreiben wird, nur regionale Bioprodukte kauft, keine Fernreisen macht und mit dem Zug ins Büro fährt, schrecke ich mich doch immer wieder, wie sehr die falschen Themen in den Medien diskutiert werden.
Bestes Beispiel: CO2-Steuern: Schweden wird als Vorbild für CO2-Reduktion genannt. In den ersten 18 Jahren nach Einführung der Steuer stiegen die Emissionen aber kräftig weiter. Erst der Einsatz von Biodiesel stoppte den Trend. Dummerweise kommt der Rohstoff dafür (Palmölprodukte!!!) größtenteils aus Malaysia und Indonesien und richtet dort wohl viel mehr Schaden für unser Klima an als die Schweden Vorteile haben.
Der wirksamste Klimaschutz ist Bevölkerungskontrolle. Die im Schnitt 1,5 Geburten pro Frau in Europa führen mittelfristig automatisch zu weniger Menschen und damit weniger CO2. Leider werden Indien mit 2,5 Kindern pro Frau oder Nigeria mit 7 Kindern unseren Planeten enorm belasten.
Verzicht ist Unsinn: so erfreulich die Initiative junger Menschen ist, so naiv sind die Lösungsvorschläge. 90% der CO2-Belastungen kommen nicht aus der EU. Es wäre also sinnvoller, für Bevölkerungskontrolle in Afrika und Asien zu demonstrieren, als für CO2-Reduktion in Österreich.
Vertreiben wir die Produktion mit hohen CO2-Abgaben aus Österreich, vernichten wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern schädigen das Klima: Der ökologische Fußabdruck verdoppelt sich bei Verlagerung ins Ausland. Wir haben die saubersten Industrien weltweit: die chemische Industrie etwa verursacht nur halb so viel Emissionen wir im EU-Schnitt. Für jede zusätzliche Tonne CO2 in Österreich könnten global 1,9 Tonnen CO2 eingespart werden.
Wohlstand ist der beste Klimaschutz: die Menschen, die sich gerade so viel Kohle leisten können, um nicht frieren zu müssen, können sich nicht den “Luxus” leisten, über klimaschonende Alternativen nachzudenken. Wir wohlhabenden Länder können das, sind aber in Europa nur für 10% der Emissionen verantwortlich. Wirtschaftswachstum und die damit verbundene Wohlstandsvermehrung sind die einzige Möglichkeit, den Planeten zu retten.
Technologie ist die Lösung: es gibt bereits Algen, die idealer Kerosinersatz sind (nur die groß-industrielle Produktion dauert noch). Genau wie das Ozonloch durch Technologie geschlossen wurde (Ersatz der Fluorchlorkohlenwasserstoffe), ist auch das Weltklima nur mit modernster Technik zu retten. Ob das die CO2-Einlagerung im Gestein, das Aufforsten der Wälder oder Algentechnologie ist – wir sollten die Milliarden, die wir durch Wirtschaftswachstum generiert haben, in Forschung stecken und den Grün-Populisten Einhalt gebieten.
Buch-Tipp: Paul Hawken, Drawdown Der Plan
Noch eine Ergänzung zur Idee des Verzichts (Quelle: Bert Flossbach, 15.11.2019, www.flossbachvonstorch.at/de/news):
Kann erzwungener Verzicht die Lösung sein?
Abgesehen davon, dass es keine legitimierte und akzeptierte Instanz gibt, die bestimmen kann, was im Einzelfall konkret als unverzichtbar gilt, mag dies für all jene, die weder auf einen Job noch die Segnungen der sozialen Sicherungssysteme angewiesen sind, als gangbarer Weg erscheinen.
Wer aber einen Arbeitsplatz braucht, Leistungen der Krankenkasse in Anspruch nehmen möchte und im Alter auf eine Rente angewiesen ist, wird einen Schrumpfungskurs der Wirtschaft mit aller Härte am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Eine massive Schrumpfkur führt zu Arbeitslosigkeit, implodierenden Steuereinnahmen und – aufgrund der demographischen Entwicklung – zu einem Kollaps der sozialen Sicherungssysteme. Massenarbeitslosigkeit, Armut und harte gesellschaftliche Konflikte wären die Folgen. Auch das Klima würde leiden, denn Klimaschutz wäre dann wohl kaum noch auf der Agenda einer um ihre Existenz kämpfenden Bevölkerung. Die Innovations- und Investitionsdynamik würde erlahmen und damit wären sowohl die ökonomische als auch die ökologische Basis heutiger und zukünftiger Generationen zerstört.
Spätestens dann frisst die Revolution ihre Kinder, und die heute Anklagenden säßen selbst auf der Anklagebank und müssten sich wohl folgenden Vorwurf anhören: „Wohlmeinend habt ihr die Umwelt retten wollen, doch wie konntet ihr nur glauben, dass mit der Abschaffung der SUVs, ein paar Euro Umweltabgabe fürs Fliegen und Lastenrädern für den Stadtverkehr der Klimawandel zu stoppen sei? Warum habt ihr euch konstruktiven Lösungen verweigert, warum die Marktwirtschaft verteufelt und damit unsere ökonomische Zukunft verspielt?“
Der Niedergang des Euro
Michael Scherling am 13. Juli 2019
Die schlechten Aussichten für den Euro lassen sich in einem Satz zusammenfassen:
Eine französische Juristin und Ex-Politikerin wird Chefin der Europäischen Zentralbank!
Das durch einen politischen Kuhhandel entstandene Desaster besteht aus genau diesen drei Teilen:
- Frankreich steht nicht nur für mehr Schulden, sondern auch für eine Vergemeinschaftung der Schulden. Staatsanleihen sollen ausgegeben werden, für die alle Staaten haften. Auf lange Frist zahlen dann die stabilen Nord-Länder für die Schuldenpolitik der Süd-Länder.
- Als Politikerin in Frankreich ist Frau Lagarde nicht durch besondere ökonomische Kompetenz aufgefallen.
- Ein Zentralbankchef sollte den Politikern die komplexen Zusammenhänge der Geldpolitik erklären und sachlich handeln. Mit der beruflichen Erfahrung aus einer US-Anwaltskanzlei wird das nicht gelingen. Für Ihren aktuellen Job als Chefin des Internationalen Währungsfonds war sie ebenfalls nicht qualifiziert. Ihre Aussagen standen immer wieder im Widerspruch zu den Überzeugungen der Experten dieser Institution.
Für uns in Österreich bedeutet Frau Lagarde, dass die Zinsen für lange Zeit bei Null bleiben und sogar Negativzinsen auf Konten und Sparbüchern denkbar werden. Der Euro kann sich ohne Zinsen kaum aufwerten. Das hilft zwar kurzfristig den exportorientierten Firmen, schadet aber unserem Wohlstand: Wir zahlen mehr für Benzin, Urlaubsreisen und sämtliche importierte Waren.
Fazit: Der Niedergang Europas hat ohnehin schon begonnen, weil die arbeitsfähige Bevölkerung stagniert und wir den Chinesen und Amerikanern auch durch die politische Zersplitterung der EU nichts mehr entgegenhalten können. Eine unqualifizierte Präsidentin der europäischen Zentralbank wird den Verfall zusätzlich verstärken.
Rezession oder doch nicht?
Michael Scherling am 6. Juni 2019
Noch vor einem Jahr herrschte Hochkonjunktur — in Deutschland waren die Holzpaletten so knapp, dass es Wartezeiten gab, bis die Firmen Ihre Waren transportieren konnten.
Durch Handelskrieg und das natürlich Auf und Ab der Konjunktur hat sich das Bild sehr schnell gewandelt. Die Zahlen bekommt man erst im Nachhinein, aber es würde mich nicht wundern, wenn die Unternehmen (speziell in Europa) bereits in einer Rezession steckten.
Unsicherheit hält Firmen von Investitionen ab und internationale Warenströme sind durch die Handelskonflikte gestört.
Dennoch ist eine große Krise wie 2008 weit und breit nicht zu sehen. Es gibt auch einen einfachen Grund dafür:
Wirklich schlimme Krisen gehen immer von einer Überschuldung der Privathaushalte aus. Das war in den 30er Jahren so und auch 2008, als überschuldete Immobilienbesitzer in USA, Spanien, Irland etc. kein Geld mehr für den Konsum hatten und die Abwärtsspirale schwer zu durchbrechen war.
Aktuell sind nicht nur in USA die Lohnsteigerungen mit rund 3% so hoch wie schon viele Jahre nicht mehr, sondern auch in vielen Ländern Europas. Mehr Einkommen der Privaten verhindert eine schlimme Krise, weil dadurch die Firmen mehr verkaufen können und der Staat weiterhin schöne Steuereinnahmen hat.
Wenn 2 von 3 Akteuren einer Volkswirtschaft (Private, Staat und Unternehmen) in guter Verfassung sind, sinkt das Risiko einer Krise.
Zusätzlich sind durch die niedrigen Zinsen auch die bestehenden Schulden sehr gut tragbar. Der Anteil der Kreditzahlungen am verfügbaren Einkommen ist in den meisten Ländern auf einem Rekordtief.
Fazit: Auch wenn es den Unternehmen derzeit schlecht geht, ist eine schlimme Krise nicht absehbar.
Die schlechtesten Geldanleger der Welt
Michael Scherling am 5. Mai 2019
Ein bis zwei Mal jährlich werden Studien zum Anlageerfolg verschiedener Nationen veröffentlicht. Die Ergebnisse variieren je nach untersuchtem Zeitraum, aber das Gesamtbild ist immer das gleiche:
Österreicher erzielen etwa 2% p.a. mit ihren Veranlagungen, während Skandinavier bei etwa 4% liegen und US- und australische Bürger bei rund 6%.
Warum sind wir die schlechtesten Geldanleger der Welt?
- Es fehlt an Finanzbildung: Dass ein Maturant in seiner ganzen Schulzeit keinerlei Informationen über Geldanlage bekommen hat, ist schon schlimm genug. Aber es geht noch besser: zu meiner Studienzeit an der Wirtschaftsuni musste man sich auf Finanzmärkte spezialisieren (was wenige taten), um gut informiert zu sein. Der durchschnittliche Wirtschaftsakademiker war beim Thema Geldanlage weitgehend ahnungslos. Und wie wir weiter unten sehen werden: „Halbwissen“ ist am Schlimmsten.
- Schlechte Beratung kann natürlich auch eine der Ursachen für die katastrophalen Ergebnisse sein. Qualifizierte Bankberater sind kaum zu finden, weil der Job unattraktiv ist. Gute Mitarbeiter suchen sich intern andere Jobs.
Es geht aber noch extremer: Prof. Thorsten Hens (Universität Zürich) hat erhoben, wie erfolgreich Anleger sind, die ohne Beratung Geld investieren. Das Ergebnis ist faszinierend:
Minus 5% jährlich!
Das Schlimmste, was man tun kann, ist also, ohne Beratung Investments zu tätigen.
Die Wissenschaft des Behavioural Finance kennt die Ursachen: speziell Männer überschätzen ihr Wissen und Können systematisch und tappen auch sonst in sämtliche Fallen.
Die Österreicher könnten langfristig um Milliarden Euro reicher sein, wenn sie von exzellenten Beratern unterstützt würden. Leider ist der Ruf der Branche durch unqualifizierte Selbstoptimierer unter den Vermögensberatern ruiniert.
Wie findet man einen wirklich guten Vermögensberater:
Ideal ist folgende Kombination:
+ Akademiker
+ Zusatzausbildungen (v.a. Certified Financial Planner, cfp.at)
+ Langjährige Berufserfahrung
+ Ein solides Unternehmen im Hintergrund
Fazit: Österreicherinnen und vor allem Österreicher bräuchten dringend hochqualifizierte Vermögensberatung. Der Zeitaufwand für die Suche lohnt sich!
Räuber-Kapitalismus in den USA
Michael Scherling am 15. März 2019
Rund um das Jahr 1900 hatten „US-Kapitalisten“ wie Rockefeller, Carnegie oder Morgan riesige Vermögen durch exzessive Ausübung von Macht angehäuft. Ihre Mittel waren die Schaffung von Monopolen, Ausbeutung von Arbeitern und Beeinflussung von Politikern. Theodore Roosevelt machte damit Schluss, indem er Anti-Monopol-Gesetzes durchsetze.
In den letzten 2 Jahrzehnten ist wieder eine Konzentrationstendenz in den USA zu bemerken. Nicht nur Google, Amazon und Facebook sind einem Monopolstatus sehr nahe. Auch bei den Fluglinien dominieren 4 Unternehmen den Markt und halten die Preise hoch. Der Gesundheitssektor ist unter anderem deshalb so teuer, weil wenige Firmen den Markt dominieren.
Die Behörden unternehmen im Wesentlichen nichts dagegen. 90% der Zusammenschlüsse werden umgesetzt. Folge sind überhöhte Preise, wenig Innovation und schlechtes Kundenservice.
Die entstandene Unzufriedenheit in der Bevölkerung nutzen Politiker wie Trump und Sanders. Trump allerdings fördert die Konzerne zusätzlich mit Steuergeschenken und unternimmt nichts gegen volkswirtschaftlich nachteilige Zusammenschlüsse.
Das Gegenteil passiert in Europa:
Die Fusion von Siemens und Alstom wurde von der EU-Wettbewerbsbehörde untersagt. Die beiden Konzerne wollten ihre Eisenbahn-Sparten zusammenschließen, um international gegen die übermächtige chinesische Konkurrenz auftreten zu können.
Was ist nun die bessere Lösung?
Ideal wäre ein Tausch: Die USA könnten von einer Anwendung der EU-Normen profitieren. Wir hingegen sollten dafür sorgen, dass unsere Unternehmen nicht von Über-Regulierung behindert und damit ihrer Zukunfts-Chancen beraubt werden.
Geld anlegen in Zeiten der politischen Unsicherheit
Michael Scherling am 21. Januar 2019
Immer wieder höre ich Aussagen von Anlegern wie “Ich warte mit der Geldanlage noch auf den Ausgang des Brexit“.
Muss man politische Entwicklungen in der Geldanlage wirklich berücksichtigen?
Wichtig ist zu unterscheiden:
Großereignisse wie ein Korea-Atomkrieg: solche Entwicklungen sind wie ein Meteoriteneinschlag zu werten – sie können jederzeit passieren und sind kaum prognostizierbar. Eine Berücksichtigung in der Geldanlage ist sinnlos. Man dürfte sonst niemals Geld anlegen.
Wahlen, Handelskrieg, Brexit etc.: wir Menschen mögen Unsicherheit nicht – deshalb sinken vor diversen Ereignissen fast immer die Wertpapierkurse. Tritt das Ereignis ein, passiert meistens nicht mehr viel – dann haben wir ja mehr Sicherheit (selbst wenn der Ausgang negativ ist). Der Ausblick in die Zukunft ist wieder einfacher und die Unsicherheit geringer.
Umbrüche: Jedenfalls aktiv werden muss man, wenn es zu Umbrüchen im politischen System kommt. Bestes Beispiel ist Venezuela: bald nach der Machtübernahme des sozialistischen Diktators Hugo Chavez war absehbar, dass das Land ruiniert würde. Die Gefahr eines Totalverlustes bei den dortigen Staatsanleihen und Aktien war ab diesem Zeitpunkt zu groß. Schwieriger ist eine schleichende Entwicklung wie in der Türkei zu beurteilen. Im Zweifelsfall sollte man Anlagen in solchen Ländern meiden.
Die häufigsten Ereignisse fallen aber unter Punkt 2. Weil wir von den Medien ständig damit konfrontiert werden, widmen wir ihnen viel zu viel Aufmerksamkeit und vergessen Folgendes:
In Zeiten des Nullzinses ist Geldanlage erst ab 4 bis 5 Jahren Anlagehorizont sinnvoll. In dieser Zeit können sich alle Beteiligten anpassen.
Bestes Beispiel: Ein harter Brexit kann kurzfristig die britische (und wohl auch die deutsche und französische) Wirtschaft in eine Rezession stürzen und die Wertpapierkurse sinken lassen. 5 Jahre später ist das aber kein Thema mehr, weil sich die Unternehmen neu ausgerichtet haben und neue Regelungen zwischen den Staaten entstanden sind. Anlagetechnisch handelt es sich also um ein irrelevantes Ereignis.
Fazit: politische Börsen haben kurze Beine. Längerfristiges Denken ist bei der Geldanlage viel entscheidender als politische Ereignisse.
Was Zölle wirklich bringen
Michael Scherling am 22. November 2018
Wir sehen derzeit anhand der US-Stahlzölle ein wunderbares Beispiel wie Zölle funktionieren. Eingeführt ohne sachliche Rechtfertigung (nur 3% des Stahlverbrauchs in den USA entfallen auf die amerikanische Verteidigungsindustrie und lediglich 2% der Stahlimporte in die USA stammen aus China) entfalten sich folgende Wirkungen:
+ Der administrative Aufwand ist enorm: es gibt bereits 32.000 Ausnahmeanträge und 15.000 Einwände von heimischen Stahlproduzenten. Viele (letztlich unproduktive Mitarbeiter) wurden dafür eingestellt.
+ Preise steigen: Der Preis für Stahl in den USA ist um 33% höher als im Vorjahr. Stahlverbrauchende Unternehmen (wie etwa Hersteller von Autos, Werkzeug- und Landmaschinen) sind wegen der höheren Preise gegenüber ihren ausländischen Wettbewerbern benachteiligt.
+ Schlechte Erfahrungen: 2002 überzeugte die US-Stahlindustrie Präsident George Bush, Einfuhrzölle von 8 bis 30% auf importierten Stahl zu erheben. Damals wurden 6.000 Arbeitsplätze in der US-Stahlindustrie geschaffen, aber in den stahlverbrauchenden Industrien gingen rund 200.000 Arbeitsplätze verloren. Die Regierung Bush schaffte die Zölle deshalb nach achtzehn Monaten wieder ab.
+ Schätzungen sagen, dass die Stahl- und Aluminiumzölle von Trump rund 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze im Metallsektor schaffen könnten, aber 180.000 Arbeitsplätze in der übrigen Wirtschaft vernichten.
+ Einfuhrzölle in Höhe von 25% auf Autos aus der EU könnten die Kosten für ein neues Auto in den USA bis zu 7000 $ steigen lassen. Bis zu 40.000 Arbeitsplätze sind in der amerikanischen Autoindustrie infolge von Kostensteigerungen aufgrund der Stahlzölle bereits gefährdet.
Zölle haben also nur für ganz kleine Gruppen Vorteile und für alle anderen enorme Nachteile. Allerdings: so lange Europa wenig betroffen ist, könnten wir sogar ein wenig profitieren — unsere Exporte in die USA werden billiger als die chinesischen und unsere Exporte nach Asien ebenso (weil US-Exporte dorthin durch Gegenmaßnahmen ebenfalls teurer werden).
In Summe wirkt sich aber vor allem die Planungs-Unsicherheit auch für unsere Unternehmen sehr negativ aus.
Fazit: Zollabbau hat dazu beigetragen, dass wir ein halbes Jahrhundert des schnellsten Wirtschaftswachstums in der Geschichte der Menschheit erleben durften. Hoffen wir, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation von Handelskriegen kommt.
Energieverbrauch von Zahlungsmitteln
Michael Scherling am 24. Mai 2018
Ausnahmsweise möchte ich einen Artikel nicht selbst schreiben, sondern auf einen Blogartikel der Security KAG verweisen. Er ist besser als ich es schaffen würde!
https://www.securitykag.at/news/blogdetails/?no_cache=1&tx_news_pi1%5Bnews%5D=638&cHash=a6a87501d876c373a0a7059d8a1f6520 (https://www NULL.securitykag NULL.at/news/blogdetails/?no_cache=1&tx_news_pi1%5Bnews%5D=638&cHash=a6a87501d876c373a0a7059d8a1f6520)
Ist der Aufschwung schon wieder vorüber?
Michael Scherling am 26. April 2018
Seit Beginn des Jahres haben sich die Konjunkturindikatoren eingetrübt und seit Februar sinken die Kurse an den weltweiten Aktien- und Anleihemärkten. Kaum merken wir einen Aufschwung in Europa, ist er auch schon wieder vorbei?
Um diese Frage zu beantworten müssen wir uns die Gründe für die Rückgänge anschauen:
- Angst vor Handelskrieg
- Angst vor stark steigenden Zinsen
- Angst vor überhöhten Börsenkursen und Überschuldung
Unternehmen investieren ungern, wenn hohe Unsicherheit herrscht. Genau die wird durch die Trump-Politik erzeugt. Inhaltich ist diese Politik aber verständlich, wenn man weiß, dass Europa höhere Zölle als die USA verlangt und China keinen freien Marktzutritt erlaubt, sondern geistiges Eigentum stiehlt, indem ausländische Firmen gezwungen werden, mit einheimischen Firmen Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, an denen die Chinesen mindestens 51% halten.
Ähnliche Maßnahmen hat aber schon Georg Bush jun. erlassen, um sie nach kurzer Zeit wieder zurückzunehmen, weil zu viele US-Arbeitsplätze durch die Zölle gefährdet waren. Alles deutet darauf hin, dass Trump nur droht, um einen „Deal“ zu machen. Als Geldanleger spielt das Thema ohnehin keine Rolle, da jede Veranlagung auf weniger als 5 Jahre sinnlos ist und nach 5 Jahren die aktuellen Handelskriegsdrohungen keine Rolle mehr spielen werden.
Ähnlich verhält es sich bei den steigenden Zinsen: In der Eurozone ist ein starker Anstieg ausgeschlossen, weil Staaten wie Italien sehr schnell in Zahlungsschwierigkeiten kommen würden. Nachdem die Europäische Zentralbank dazu gemacht ist, den Euro zu beschützen, muss die darauf Rücksicht nehmen und wird die Zinsen extrem langsam und vorsichtig erhöhen.
Überhöhte Börsenkurse gibt es vielleicht bei einigen Internetunternehmen, aber der Rest steht inflations- und gewinnbereinigt nicht höher als vor 20 Jahren. Eine Blasé ist definitiv nicht zu erkennen.
Überschuldung gibt es sicherlich bei vielen US- und chinesischen Unternehmen. Diese profitieren allerdings immer noch von tiefen Zinsen. Im Fall Chinas kann zusätzlich der kaum verschuldete Staat die Schuldenlast locker übernehmen.
Wirklich schlimme Krisen gehen fast immer von einer Überschuldung der Privathaushalte aus (z.B. Spanien und USA 2007 oder Japan 1991). Der Anteil von Schuldenzahlungen vom laufenden Einkommen ist weltweit so gering wie vor 15 Jahren. Gefahr droht aus dieser Ecke also keine.
Fazit: Entwarnung! Die Konjunktur wird noch einige Zeit gut laufen und ein Einbruch wie 2008 an den Wertpapiermärkten steht nicht bevor.